Die Verantwortung von Übersetzern und Rezensenten bleibt unklar, wo eine Romanübersetzung, wenn sie denn überhaupt erwähnt wird, nur als „kongenial“ oder „holprig“ qualifiziert wird. Radegundis Stolze wirft einen kritischen Blick auf einige Rezensentenäußerungen zu D. F. Wallaces Unendlicher Spaß.
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Sara träumte von einem Leben in einer gleichberechtigten Beziehung. Doch nach der Geburt des Sohnes fällt die Beziehung in eine klassische Rollenverteilung... Maria Svelands Bitterfotze, eine Mischung aus Roman, Autobiographie, Reportage und Sachbuch, wurde in Schweden innerhalb kürzester Zeit zu einem Bestseller, doch in Deutschland lässt der Erfolg bislang auf sich warten.
Zwei Generationen, zwei Sichten auf Schule in Frankreich: François Bégaudeau, der selbst Lehrer an einem Pariser Collège war, hat seine Erfahrungen zu einem Roman über das Schuljahr 2003/2004 an seiner ehemaligen Schule verarbeitet. Daniel Pennac, einst ein schlechter Schüler, beschreibt in seinen Erinnerungen, wie er doch noch das Abitur schaffte und es zum Lehrer und Schriftsteller brachte.
Drei Generationen von alleinerziehenden Frauen, der vaterlose Fred, der kleinwüchsige Barnum und sein zwielichtiger Vater – die Hauptpersonen in Lars Saabye Christensens skurril-komischer Familiensaga Der Halbbruder sind allesamt Außenseiter der Gesellschaft. Trotzdem bemüht sich jeder von ihnen, auf seine Art und Weise glücklich zu werden, doch kaum einer dieser Versuche ist von Erfolg gekrönt.
Eine kleine Quizfrage: Ein Mann kommt in ein Dorf und bleibt bis lang nach der „Sperrstunde“ in der örtlichen „Schenke“. Hier trifft er auf ein langhaariges Original, das der Besitzer mitleidig als „armen Dummlack“ und das sich selbst als „gottverdammten Hahnebampel“ bezeichnet. Dieser Mensch entpuppt sich schnell als ziemlich ordinär, erfreut sich an einem genussvoll fahrengelassenen „Arschpfeiferl“ und kennt sogar den Onkel des Besuchers, der offenbar ein dorfbekannter „Huppjoseph“ ist.
Jetzt die Frage: Wo und wann mag dieser Roman spielen?
Ein Mann, zwei Versionen einer Geschichte und zwei Bonbons. Hugo Hamilton erzählt die Geschichte eines Musikers auf der Suche nach seiner Identität und breitet dabei ein kunstvolles Mosaik aus Erinnerungen, Spekulationen und Gedanken aus.
Der Ich-Erzähler in Patrick Devilles Roman reist durch Mittelamerika, um Nachforschungen über William Walker, einen US-amerikanischen Abenteurer des 19. Jahrhunderts, anzustellen. Aber die Biographie dieses Mannes, kurzzeitig Präsident von Nicaragua, wird unversehens zu einer rasanten Geschichte der lateinamerikanischen Revolutionen der letzten 200 Jahre, mit Auftritten von Simón Bolívar, César Sandino und Che Guevara.
Fußball und Argentinien, das ist schon lange eine vielversprechende Kombination. Martín Kohan führt uns mit seinem neuesten Roman zurück in eine Zeit vor der „Hand Gottes“. Zwischen Spiel und System sowie Toren und Toten, entwickelt sich diese Geschichte über die letzte argentinische Militärdiktatur.
Über die Art, wie man in deutscher Sprache zu fluchen hat, kann man sicherlich streiten. Aber, ob durch MTV, amerikanische Filme oder schlicht den schnellen Wandel der Umgangssprache, eins ist klar: Wir fluchen immer „englischsprachiger“. Doch es geht auch anders. Robin Detje, der Übersetzer des Romandebüts Motel Life von Willy Vlautin zeigt, dass es für das englische „fucking“ außer einem nervigen „verdammt“ oder einem einfallslosen „verfickt“ würdigere Übersetzungen gibt. Und das ist nicht der einzige Genuss, der beim Lesen aufkommt, wenn Detje in seiner Übersetzung lexikalisch aus dem Vollen schöpft.
Schon in der Grundschule kramte Anne Fines Romanfigur Tilly jede Nacht ihren Kerzenstummel aus dem Versteck, zündete ihn an und betete darum, dass Ingrid Molloy das Zeitliche segnen möge, denn die war alles, was sie schon immer sein wollte: blond, hübsch und clever. Mittlerweile ist Tilly eine erwachsene Frau, doch ansonsten hat sich seither nicht viel verändert… Raking the Ashes ist eine bissige Satire, die Erschreckendes über menschliches Verhalten aufdeckt.
Fast alle Menschen fürchten den Tod. Dabei ist er doch ein durchaus umgänglicher Zeitgenosse, dem die Menschen keinesfalls gleichgültig sind. Dies gilt besonders für die kleine Liesel Memminger, die ihn ungewöhnlich fasziniert und deren Leben und Leiden er in der Rolle des Erzählers während des Zweiten Weltkriegs in Deutschland verfolgt. In „Die Bücherdiebin“, Markus Zusaks erstem Jugendroman auch für Erwachsene, geht es um tiefe Freundschaft, das Erwachsenwerden, die Liebe zu Büchern und – natürlich – um den Tod.
„Adolf Hitler: durchgefallen.“ So beginnt Eric-Emmanuel Schmitt sein neuestes Werk, das sich an ein Tabuthema heranwagt. Schonungslos zeigt es eine mögliche Innenansicht des historischen Hitler und konstruiert gleichzeitig einen zweiten, fiktiven Lebensweg, denjenigen des Adolf H. Der Leser wird zu einer Runde ‚Was wäre, wenn…’ eingeladen: Was wäre, wenn Hitler damals an der Kunstakademie angenommen worden wäre? Wie hätte das 20. Jahrhundert ohne den nationalsozialistischen „Führer“ ausgesehen? Und wie konnte aus dem 19-jährigen Akademiebewerber der Diktator, das Monster werden?
Wie sähe die Geschichte von Oscar Wildes Dorian Gray aus, wenn sie hundert Jahre später spielen würde? Will Self hat sich dieser Frage angenommen. Sein „Dorian“ ist ein Kunstwerk für sich. In drei Akten wird die Geschichte um Dorian Gray, Basil Hallward und Henry Wotton in die 80er und 90er Jahre des 20. Jahrhunderts versetzt. Die Sprache der Drogen- und Kunstszene zu dieser Zeit dürfte für den Übersetzer Robin Detje eine Herausforderung dargestellt haben.
„Joseph & Clara“ ist mehr als eine Liebesgeschichte. Dieses ungewöhnliche Buch erzählt von zwei Menschen, deren Liebe sich mit der Endlichkeit des Seins nicht vereinbaren lässt. Die skurrilen und liebevoll gestalteten Charaktere bewegen sich zwischen Humor und Tragik, Poesie und Leichtigkeit, Einsamkeit und Nähe und geraten trotz großer Gefühle nie in die Gefahr, in klischeehafte Liebesmetaphorik abzugleiten.