Muss man Freunde zähmen? Jede Neuübersetzung des Kleinen Prinzen von Antoine de Saint-Exupéry steht automatisch in Bezug zur ersten Übersetzung von Grete und Josef Leitgeb aus dem Jahr 1950, die wohl jeder kennen dürfte. Auch Marion Herbert, die im Jahr 2015 eine von sieben Neuübersetzungen vorgelegt hat, stellt sich dieser Auseinandersetzung und zeichnet anhand des Verbs apprivoiser die Komplexität übersetzerischer Entscheidungen nach.
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Kaum ein Buch hat sich weltweit so sehr als Longseller bewährt wie Le Petit Prince von Antoine de Saint-Exupéry, das bereits in 270 Sprachen und Dialekte übersetzt wurde. Nachdem im Jahr 2014, also wie üblich siebzig Jahre nach dem Tod des Autors, die Veröffentlichungs- und Übersetzungsrechte gemeinfrei geworden sind, erschienen im laufenden Jahr allein sieben deutsche Neuübersetzungen in Buchform – Longseller machen sich wohl immer gut im Verlagsprogramm. Will man nun zu Weihnachten einen Kleinen Prinzen verschenken, steht man vor der Qual der Wahl. Und die Zeit ist knapp. ReLü hilft!
Wie ist die Glaubwürdigkeit eines Erzählers zu beurteilen, wenn seine Version des Geschehens den einzigen Maßstab darstellt? In Vladimir Nabokovs Lolita wird diese Frage für den Leser unumgänglich – und damit auch für den Übersetzer. Dieter E. Zimmer spricht über die Geschichte der deutschen Lolita und erzählerische Unzuverlässigkeit als Übersetzungsproblem.
Bärbel Flad leitete dreißig Jahre lang das Lektorat für fremdsprachige Literatur im Verlag Kiepenheuer & Witsch, wo sie mit großen Übersetzern an großen Autoren arbeitete. Im ReLü-Interview verrät sie, was eine gute (Neu-)Übersetzung ausmacht, was Lektoren und Übersetzer voneinander lernen können und wie Gabriel García Márquez ihr schlaflose Nächte bereitete.
"Longtemps, je me suis couché avec Marcel Proust", so erlebte Bernd-Jürgen Fischer die zehn Jahre, die er mit der Neuübersetzung des Proust'schen Romanzyklus Auf der Suche nach der verlorenen Zeit zubrachte. Das wirft die Frage auf: Womit hat er sich denn die ganze Zeit befasst? Sein Werkstattbericht liefert die Antwort: mit Sekundärliteratur und sekundären Lektüren, mit Syntaxskizzen und etymologischen Weltreisen und dann noch mit dieser Nebensache, dem Übersetzen.
1992 erschien Nick Hornbys Fever Pitch – die Geschichte vom Glück und Elend des Fandaseins, von Arsenals gewonnener Meisterschaft und verlorenen Cupfinalspielen. Im Juni 2013 kam eine neue deutsche Fassung in die Buchhandlungen. Übersetzer Ingo Herzke erzählt von kleinen Schwierigkeiten eines Traumprojekts und von Punktgewinnen gegen Hornby.
Susanne Lange geriet über große lateinamerikanische Autoren der Moderne zum spanischen Siglo de Oro und so schließlich zur Neuübersetzung des Don Quijote von Miguel de Cervantes Saavedra. Im Interview erläutert sie, warum gerade dieser Weg rückwärts durch die Literaturgeschichte ihr offenbaren konnte, worin das eigentliche Thema dieses Werks und die zentrale Herausforderung für die Übersetzung liegt: in der Sprache selbst.
Afrikanische Literatur hat es schwer in Deutschland. Leser greifen eher zu „Afrika-Romanen“ à la Die weisse Massai oder zu Autoren wie J.M. Coetzee als zu Werken von Chimamanda Ngozi Adichie, Ngũgĩ wa Thiong’o oder Ken Saro-Wiwa. Chinua Achebe scheint da die große Ausnahme zu bilden. Sein im Jahre 1958 entstandenes Erstlingswerk Things Fall Apart ist 2012 in der dritten deutschen und ersten kulturellen Übersetzung erschienen.