Der Titel Poétique du récit traduit verspricht viel, vielleicht zu viel. Beim Leser weckt er die Erwartung, mit dem 2008 bei Minard erschienenen Buch von Geneviève Roux-Faucard liege nun endlich die (bislang noch fehlende) Theorie der übersetzten Erzählung vor. Zweifellos eröffnet es einen ganz neuen, sehr präzisen und bisweilen desillusionierenden Blick auf übersetzte Erzählliteratur. Anhand zahlreicher Textbeispiele aus übersetzten Erzählungen von Cervantes über Puschkin bis hin zu Kafka und Virginia Woolf belegt die Autorin, wie stark sich Erzähler und Erzähltes durch den Übersetzungsprozess verändern (können) und welche Konsequenzen dies für die Rezeption der Erzählung hat.