„Was anderes ist unser Metier, als Anlässe zur Veränderung rein und groß und frei hinzustellen?“, so fragt kein Geringerer als Rainer Maria Rilke sich und alle Literatur(er)schaffenden in einem Brief aus dem Jahr 1914. Die ReLü-Redaktion nimmt die Literatur, ihre Übersetzung und deren Kritik als Anlass zur Veränderung ernst. Mit der Ausgabe Nr. 8 präsentieren wir Ihnen eine ReLü mit neuem Gesicht: ein neues Homepage-Design, eine neue Rubrik für Rezensionen übersetzungswissenschaftlicher Titel und die Kolumne „Übers Übersetzen“ – äußerlich und innerlich hat sich die Form verändert, ohne jedoch das Herzstück zu verlieren: ReLü bleibt die Rezensionszeitschrift zur Literaturübersetzung, die Sie nun schon seit vier Jahren kennen und die Sie durch Ihre Lektüre, Ihre Diskussionsbeiträge, Ihre Rezensionen und Ihr Interesse bereichert und unterstützt haben.
Nur bieten wir nun eine noch größere Plattform, um sich mit Fragen rund um die literarische Übersetzung auseinanderzusetzen, indem wir wissenschaftliche Bücher übers Übersetzen besprechen und Einblicke in aktuelle Fragen zum Übersetzen geben, wie etwa in dieser Ausgabe zu Harry Rowohlts Kolumne und überhaupt den Umgang mit übersetzter Literatur in der vergangenen ZEIT Beilage Literatur. Lesen Sie selbst!
Anlässe zur Veränderung gibt immer auch ein Original, das rein und groß und frei im Raum steht. Darum gibt es überhaupt literarische Übersetzungen, die wiederum immer auch Veränderung enthalten (müssen). Und es gibt ReLü, die eben diese Veränderungen aufzeigt und kritisch betrachtet: So etwa in der aktuellen Ausgabe Nadine Alexanders Rezension zu Patrick McCabes irischem Roman Winterwood, der im Deutschen mit seiner Dialektfärbung statt in der irischen Provinz auf einmal vermeintlich im bayerischen Wald spielt. Oder Vera E. Gerlings Kolumne zu Borges‘ Gaucho-Figur, die zeigt, wie sich Nationalstereotype von Original zu Übersetzung und auch innerhalb der Zielsprache immer wieder verändern. Radegundis Stolzes Rezension von Marcus Beiners Standortbestimmung Humanities. Was Geisteswissenschaft macht. Und was sie ausmacht wiederum zeigt, dass der Status der Geisteswissenschaften, und somit auch der Übersetzungswissenschaft, grundsätzlich im Wandel begriffen ist, hin zu einer selbstbewussten und universellen Kulturwissenschaft. Und schließlich demonstriert Alexander Döleckes Beitrag zur umstrittenen Bibel in gerechter Sprache Veränderungen von der Ziel- zur Ausgangssprache an einem geradezu paradigmatischen Beispiel. Viele weitere spannende Rezensionen und Kolumnen rund um Übersetzen und Literatur erwarten Sie darüber hinaus in der aktuellen ReLü.
Die vielen Veränderungen in der neuen ReLü haben reichlich Unterstützung erfordert. Von Herzen danken wir Denis Scheck, der im Februar einen von ReLü initiierten Literaturkritik-Workshop im Europäischen Übersetzerkollegium Straelen e.V. leitete und uns ein anregendes, gewinnbringendes Wochenende bescherte. Ebenfalls danken möchte die Redaktion Norbert Thomassen und Felix Rieseberg für das Layout und die kompetente Unterstützung bei der Planung und der Realisierung unserer neuen Homepage. Ermöglicht wurden all diese Veränderungen durch die finanzielle Unterstützung des Deutschen Literaturfonds Darmstadt e.V., dem hiermit abermals gedankt sei.
Und nun: Viel Freude bei einer anregenden und (wer weiß?) gar verändernden Lektüre einer neuen, veränderten ReLü wünscht Ihnen
Caroline Grunwald
für die ReLü-Redaktion